Die Geschichte der Sippe Wolfgarten

Das Dorf und die Familie Wolfgarten zu Wolfgarten

 
 
 
 

 

 

 

Inmitten des Kermeterwaldes, eines der schönsten Eifelwälder, liegt ein einziges Dorf Wolfgarten auf einer Höhe von 500m. Seine Felder reichen bis auf die höchste Erhebung des Waldmassivs, bis auf 527m hinauf. Steile Schluchten verbinden Wolfgarten mit dem 200m tiefer gelegenen Orten Gemünd und Malsbenden, sanfter fällt das Gelände zu den südöstlichsten Dörfern der Zülpicher  Bucht hinab. Bis 1798 war Wolfgarten ein selbstständiges Dorf, dann kam es zur Gemeinde Gemünd, seit 15.Mai 1856 ist es ein integrierter Bestandteil dieser Stadt.

Was weiß nun die Geschichte von Wolfgarten zu berichten? Einst zur Römerzeit gab es im Nordosten des heutigen Dorfes, wo die Römerstraße von Köln nach Reims unser Gebiet in Richtung Gemünd durchquerte, an fünf  Stellen größere Höfe, aus Stein erbaut, mit den soliden Ziegeln der Römerzeit gedeckt. Der größte Hof auf dem Hirchbruch lag in einem umwaldeten Viereck von 25 x 50m, dessen Graben noch heute 70 – 80 cm breit und 50 – 70 cm tief ist.

Diese Höfe verschwanden gegen Ende der Römerzeit, also kurz vor 400 n. Chr.

Mehr als 800 Jahre mussten vergehen, bis rodende Bauern auf Wolfgartener Boden erneut Ackerland schufen. Das geschah vermutlich im 13. – 14. Jahrhundert von dem Hofe Malsbenden aus, der seit 1213 bis gegen 1340 zum Kloster Steinfeld gehörte und in dieser Zeit auf landwirtschaftlichem Gebiet der Eisengewinnung und Verhüttung eine außerordentliche Entwicklung erlebte.

Über die Entstehung des Ortes Wolfgarten selbst berichtet zum Jahre 1554/55 Burggraf Johann von Heimbach in der jährlichen Rechnungsablage an die Regierung in Düsseldorf:  ( so abgeschrieben !!!)

“Item der Wolffsgarden ist gelegen im Amt  Heimbach, und hilt binnen seinem bezirk, dair der salue wenden solr, so ain Lannt Hoffstadt, weide und wilden dreichen 54 morgen ungefer. Und hait eimner in besitz gent Figgen Wilhelm als ein Erbe und sohn sins Vaders des langen Simon“ (Abschrift Ende )

Weiterhin berichtet der Burggraf, dass der Lehnbrief 1543 in der geldrichen Fhnde, als kaiserliche Truppen das Herzogtum das Herzogtum Jülich eroberten, bei der Zerstörung des Hofes verloren gegangen sei. Eine alte Kopie hatte der Erbpächter dem herzoglichen Räten bei ihrer Anwesenheit in Heimbach 1550 ausgeliefert, so dass er jetzt keine Besitztitel mehr besaß. Zum Schluss heißt es:

“ Gifft Jahrs dairuon neben 4 hoemer 4 ml Hauer“ In dieser Höhe wurde die Erbpacht bereits 1508 und bis zum Einmarsch der Franzosen 1794 gezahlt.

Die oben zitierte Mitteilung des Burggrafen läßt uns also nicht hoffen, dass genaue Gründungsjahr des Hofes und die ältesten Inhaber, eben die nach diesem Besitz sich nennende Familie Wolfgarten, zu erkennen.

Für das 15.Jh. sonst in Frage kommende Quellen ( Rentenbücher), Weistümer, Steuerlisten, Lehnsregister usf.) sind für diese Zeit für unser Gebiet nicht vorhanden. Nun wissen wir anderseits, dass das letzte Jahrzehnt der Regierungszeit Herzog Gerhard II. ( gest. 1475 ) und das erste Jahrzehnt seines Nachfolgers  Herzog Wilhelm IV. für den Ausbau gerade der Nordeifeler Teile des Herzogtums Jülich von großer Bedeutung war. Im Jahre 1463 wird  das Hammerwerk zu Hammer unterhalb Monschau gegründet. 1486 entsteht das Hüttenwerk zu Gemünd, im gleichen Jahre der  Erbpachthof Weidenmaul.

( heute vom Rursee Schwammenauel überflutet )

1487 entsteht der Hammer zu Schmidt, um die gleiche Zeit  entsteht das Eisenwerk Pleushütte bei Einruhr, ebenso die heute zu Rurberg gehörigen Höfe Medersberg und Bollard. Ganz sicher fällt in die gleiche Zeit ( also um 1470 ) die Gründung des Erpachthofes Wolfgarten. Auch die ohne Schwierigkeiten erklärbaren Wolfgartener Flurnamen, etwa Morengarten, Plattfuß,(ebenes Land )

Mährchen, Pützbenden, Langfelder, Strangsgarten, zeigen den relativ jungen Charakter des Dorfes.

Das Wolfgarten als Erbpachthof des Herzogs von Jülich entstand, ist auch für die Sippe Wolfgarten wichtig: Erbpächter wurde beim Tode des alten Inhabers steht’s sein ältester Sohn. Der Hof vererbte sich so in der Familie bis 1794, also rund 300 Jahre. Gerade für die älteste Zeit, in der es keine kirchlichen Standesregister gab, in der auch Erbbücher fehlen, ermöglicht dieser Umstand die Aufstellung einer Descendententafel.

Wenn die Geschichte über die Entstehung Wolfgartens nur indirekt zu berichten weiß, so wußte  die mündliche Überlieferung, wenigstens noch um 1900, mehr.

Sie berichtet, dass in einer grimmig kalten Spätwinternacht eine Wölfin in der noch warmen Asche des Backhauses, dass wie üblich abseits des Hofes stand,

“ gewölft“ also Junge  geworfen habe, wonach der bis dahin Viehhof genannte Hof in Wolfgarten umbenannt worden sei. Es kann durchaus möglich sein, dass

dieser Überlieferung eine wahre Begebenheit zugrunde liegt und auch im alten Viehhof mag eine Erinnerung daran enthalten sein, dass vor Gründung des Hofes hier ein Stall gestanden hat, der benutzt wurde, wenn die Malsbender  ihr Vieh zur Sömmerung auf die Höhe trieben. Eine Erklärung Wolfgartens als Wolfsgrube ist abzulehnen. Diese Fanggruben, von denen noch ein bei Malsbenden zu sehen ist, hießen Wolfskaul.

Aus Wolfgartens ersten Jahrzehnten wissen wir leider kaum etwas, da die ältesten Burggräfereirechnungen, die über die jährlichen Abgaben der Erbpächter des Hofes Wolfgarten berichten. gegen Ende des zweiten Weltkrieges bei Auslagerung aus dem gefährdetem Staatsarchiv Düsseldorf auf einen Lastkahn durch Bombentreffer untergegangen sind.

So begegnet uns erst 1508 als  ältester Erbpächter Peter  “ uf dem woulffsgairt“

Da wir für seinen Enkel Wilhelm etwa 1510 als Geburtsjahr errechnen können, müssen wir annehmen, dass der Großvater Peter etwa 1470 – 80 geboren wurde und das er der Sohn des uns namentlich unbekannten ersten Erbpächters war. Im Jahre 1508 wurden ihm “ umb armen noit “  vermutlich infolge schlechter Ernte 1 Sümmer 2 Viertel Pacht nachgelassen.

Sein Sohn und Nachfolger war  “ der lange Simon“ . Aus seiner Zeit ( etwa 1520 bis etwa 1540 ) findet sich in den Burggräfereirechnungen zu jedem Jahr lediglich die Angabe der Erbpacht ohne weitere Bemerkung verzeichnet. Sein Sohn und Nachfolger als Erbpächter war “Figgen Wilhelm“ Figgen ist kein Familienname, die gibt es auf dem Lande in dieser Zeit in der Eifel noch nicht, sondern der erste der vielen Beinamen, wie man sie im nahen Malsbenden bereits um 1260 trifft und wie sie in Wolfgarten bis heute üblich sind.

In jungen Jahren hat Figgen Wilhelm 1532 auf Burg Heimbach als Waffenknecht Dienst getan. In seine Erbpächterzeit fällt im August 1543 die Zerstörung des Hofes durch kaiserliches Kriegsvolk.

Aber nicht nur Wolfgarten brannte nieder, die Ämter Heimbach und Monschau wurden durch das brabantisches  Kriegsvolk entsetzlich verheert.

Es war eine wilde Zeit, für die unsere Quelle, die Burggräfereirechnungen, aussetzt. Erst nach dem 22.Juni 1551 mit der Bestandsaufnahme durch die Herzoglichen Räte in Heimbach kam wieder eine geregelte Verwaltung. Ihr verdanken wir die oben ausgeführte erste genauere Nachricht über Wolfgarten und seine Erbpächter zum Jahre 1554. Wilhelm, der seit 1557 auch als Förster auf dem Kermeterwald genannt wird, ist kurz nach 1576 gestorben. Das wichtige Försteramt bleibt nun für einige Generationen bei der Familie Wolfgarten.

Sein Nachfolger als Erbpächter und Förster ist Peter auf dem Wolfgarten, so gut wie sicher Wilhelms Sohn. Ein Sohn von Peter wiederum Johann “der Förster“

Erwähnt 1581-97. Sein Sohn Wilhelm, ebenfalls Förster, war im Alter von Missgeschick heimgesucht. Im Erhebungsbuch Heimbach wird er zum Jahre 1626  “arm und krank“ genannt, War auch ziemlich verschuldet. Er starb 1630  an der damals in Heimbacher Gebiet weit verbreiterten Ruhr.

Neben diesen Förstern gibt es auf dem Hofe des Försters Johanns Sohn, Franz uff Woulffgarden, vermählt mit Effgen. Sie werden in den Erbungsbüchern in den Jahren 1592 – 1630  genannt, kaufen 1612  für 46 Thaler Land im Demgen in der kleinen Büddenbach und auf Zechenbemt in der großen Büddenbach und Roetges Veldt im selbigen Broich gelegen von Johann Hörn von Gemünd. Gleichzeitig lebt ihr Bruder Lambert 1612 und ihr Sohn Jakob auf dem Wulfgart mit seiner Ehefrau Bürb. Jakob kauft 1613 einen Garten in der kleinen Scheurbach am Gemünder Berg für 8 Gulden  4 Alben und ein Feuereisen.

Wir erkennen, dass sich das Geschlecht Wolfgarten um 1600 bereits in zwei Linien geteilt hat. Dazu tritt 1612 als Erbe von Elsgen auf dem Wolfgarten kurzfristig ihr Sohn Thomas Nölgen, der seinen Besitz jedoch für 400 Thaler verkauft. Die eigentlich nicht statthafte Teilung des Erbpachthofes hat, wie damals weithin üblich, begonnen.

 

 Für den 30jährigen Krieg lassen uns die Erbungsbücher des Amtes Heimbach, bisher die zweitwichtigste Quelle, infolge einer großen Lücke 1613 – 48 völlig im Stich. Eine Lücke besteht weiter für die Jahre 1657 – 85. Kirchenbücher für Wolfgarten, dass kirchliche damals zu Heimbach gehörte, beginnen erst 1726. Die Zeiten des 30jährigen Krieges waren schlimme Zeiten, vor allem die 30er und 40er Jahre, in denen Handel und Wandel völlig daniederlagen,  während andererseits immer größere Kontributionen und Brandschatzungen aufeinander folgten, ebenso wie Pest und Seuchen. Wer konnte, floh, wenn Kriegsvolk, so die gefürchteten Hessen in den Jahren 1642,1643 und 1647, kamen in die Wälder. In erster Linie waren natürlich die Männer gefährdet. Sie, die Ernährer verschleppte der Feind besonders gern, um Kontributionen zu erpressen.

So ist es nicht verwunderlich, dass man im alten Wolfgarten noch wußte, dass die Männer in das unwegsame Dickicht der Brüche im Vlattener Wald unweit des unzugänglichen Urfttales flüchteten, während die Frauen auf dem Hof blieben. Noch heute sieht man in den Brüchen an den Quellen des Hirchbaches die aus rohen Steinen geschichtete Fundamente von Hütten in denen die Flüchtlinge wohnten, diese Fluchthäuser sind im 17. und 18 Jahrhundert noch öfters aufgesucht worden.

Als dann 1648 endlich der Friede und im Dezember die Hessen abgezogen waren, erscheint auch Wolfgarten wieder in den Erbungsbüchern. Im Jahre 1652 wohnen  4 Familien in dem in Dritteln geteilten Haupthauses und im Beihaus zu Wolfgarten.

Zunächst 2 Familien Wolfgarten: Wilhelm Wolfgarten mit Frau Mareygen und Johann Dietrich Wolfgarten. Nach den Grundstücken, die sie besitzen, ist zu schließen, dass sie Söhne von Jakob Wolfgarten (16129 und Enkel von Franz Wolfgarten (1592 ff, ) sind.

Ihr Schwager ist Palm Veith, der vierte Verwandte Johann Gebratz  ( Frau Elsgen ) verkauft am 7.9.1654 an Wilhelm Wolfgarten  seinen Anteil am Haupthaus, den halben Pferdestall und sein Erbgut an Land für 93 Gulden, “mit der Condition, dass Verkäufer Johann im Beihaus erblich wohnen sollte“ Er zog aber dann doch bald nach Malsbenden.

In der Folgezeit erscheinen Johann Diedrich Wolfgarten und Palm Veith  als Erbpächter in den Burggräfereirechnungen bis 1793, wobei die Namen für Ihre Erben, die nun immer weiter teilten, stehen.  Johann Diedrichs Sohn ist Hubert Wolfgarten, erwähnt 1689.

Diese zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts ist  für Dorf und Familie Wolfgarten von großer Bedeutung. Die starke Bevölkerungsverwehrung  nach dem 30jährigen Krieg führte dazu, dass mich aus dem Hof Wolfgarten ein kleines Dorf entwickelte, zum anderen aber veranlasste sie eine Auswanderung zunächst in die nächste Nachbarschaft nach Gemünd und Malsbenden, sodann weiter hinaus in die Zülpicher Bucht.

Verfolgen wir zunächst die nach Gemünd und Malsbenden ausgewanderten Zweige der Familie Wolfgarten. In Gemünd begegnet uns zuerst ein Franz Wolfgarten, geboren etwa 1640, wohl noch in Wolfgarten, gestorben in Gemünd 1715. Seine Frau, Merg Schoeller, stammte aus der bekannten Gemünder Eisenfabrikantenfamilie. Diese Wolfgarten waren Lutheraner und offenbar recht beachtliche Leute. Von Franz Wolfgartens Söhnen lebte Melchior von                 1665- 1724. Bei seiner Taufe war der Lutherische Pfarrer Melchior Hauchenbach Pate. Mit Franzens Enkel Christian, geb. 1709, erlicht diese Familie in männlicher Linie. Letzte Namensträgerin war die 1735 geborene, nach 1812 gestorbene Katharina Gertrud Wolfgarten, Witwe  des Gelbfärbers Johann Wilhelm Brock.

Nach Malsbenden war Konrad, ein Sohn des obengenanten Hubert Wolfgarten, gezogen. Konrad verkaufte 1689 seine Erbgüter in Wolfgarten für 19 Rthl. Diese Wolfgarten wohnten in Malsbenden an der Dorflinde weshalb man sie Löngden nannte. Von Konrads Kindern werden. Jan Dietrich Wolfgarten ( Malsbenden 1739 ), Johann Jakob ( Malsbenden 1744 ) und Johann Peter Wolfgarten ( Malsbenden 1746 ) . Sie sind Mitglieder der “ Bruderschaft von der Todesangst Christi“.

Jan Diedrich heiratete Maria Voßen aus Malsbenden. Sein Sohn Theodor, zog nach Gemünd, wo er Katharina Weckmann heiratete. Er ist Stammvater der im 19. Jahrhundert sesshaften Wolfgarten, von denen Wilhelm Wolfgarten, einer wohlhabendsten Gemünder, im Jahr 1944 bei einem Bombenangriff ums Leben kam. Von Gemünd hat sich dieser Zweig weiterverbreitet, so nach Herzogenrath.

Von weit größeren Folgen für die Sippe Wolfgarten aber war es, als um 1700 ein oder einige Mitglieder Ihren Wohnsitz in die Zülpicher Bucht verlegten.

Die Bürgerlisten des Kantons Zülpich von 1806 zeigen in dem Pfarrdorf Elsig 3 Bürger Wolfgarten:

1.     Johann Wolfgarten, geb.1745, Beruf Chanoine (Kanonikus Mönch)

         Johann Wolfgarten, geb. 1770, Beruf Cultivateur   ( Landwirt )

2.     Peter  Wolfgarten, geb. 1777,  ebenfalls Cultivateur

Das sind drei Wolfgarten unter insgesamt 68 Bürgern. Im benachbarten Euenheim begegnen uns:

1.Anton Theodor Wolfgarten, geb. 1744       

2. Jakob Wolfgarten, geb. 1755          

3..Johann Wolfgarten, geb. 1772           

4.M.Wilhelm  Wolfgarten, geb. 1745

5. Paul Wolfgarten, geb. 1770                

6.Wilhelm Wolfgarten geb. 1736

 Alle von Beruf Landwirte. Das sind 6 Wolfgarten unter insgesamt 53 Bürgern.

 

Kein anderer Familienname begegnet uns in so großer Zahl in im damaligen Euenheim.

Zusammen sind es also 9 Wolfgarten in den beiden Dörfern.

 Die Weiterverfolgung dieses Stammes der Wolfgarten, der heute in verschiedenen Ästen und Zweigen blüht, ist nicht meine Aufgabe.

Zu verfolgen ist noch die Geschichte des in Wolfgarten gebliebenen Stammes, die zugleich mit der Geschichte des Dorfes engstens verbunden ist.

 

Das Dorf Wolfgarten erlebte im 18.Jh. einen starken Bevölkerungszuwachs.

Aus den 4 Haushaltungen des Jahres 1652 sind 1726 8,  1771 bereits 10 Haushaltungen mit 84 Einwohnern entstanden. Von den 8 Haushaltungen des Jahres 1726 gehören immerhin noch 3 der Sippe  Wolfgarten an. Mathias  Wolfgarten, Johann Jakob  Wolfgarten und Johann Wolfgarten. Johann Jakob verkauft 1737 an seinen Verwandten Peter Sewer 1 Viertel Mistland auf dem Morengarten, sowie 1 Viertel und eine halbe Pinte Rottland am Cöngesfeld. Der Kaufpreis, 15Rthl. Ist verhältnismäßig hoch. Ein Feld von einer halben Pinte ist nämlich nur 100qm groß.

Große Hoffnung hat man zeitweilig auf den Eisenbergbau gesetzt.          Schon 1666  erwähnt der Kohlschreiber des Heimbacher Burggrafen ein Bergwerk „ hinter dem  Wolfgarden unter dem Heuweg“. Von anderen Werk 1810 „ das große Loch“ heute noch der Stollen genannt, berichtet der Erzmeister  Lang 1735: „ So wegen Hardigkeit ( des Gesteins ) und des vielen Wassers, da fern keine Änderung  kombt, von des selbigen Knaben nicht lange gedrieben werden wird“. Fünf verlassene Bergwerke lagen damals im Bergerbusch östlich des Dorfes. Man sieht heute noch zahlreiche primitive Schurflöcher, aus denen man auf Eisen, zeitweilig auch auf Blei und Kupfer geschürft hat. Dass man an Eröffnung eines Kohlenbergwerks bei Wolfgarten, sei als Kuriosität erwähnt. Mit dem damals gefundenen Brandschiefer kann man nur mit äußerster Mühe ein miserables Feuer unterhalten.

Gleich am Dorf trafen übrigens 4 wichtige Straßen zusammen:

Vom SW. Kam die Gerberstraße von Malmedy, die von hier nach Düren führte; Vom s. führte die steile Lompich hinauf die Straße von Trier nach Köln. Vorspanndienste an diesem Berg nach Köln war für die Wolfgartener damals ein erheblicher Nebenverdienst.

Dann führte aus dem Schleidener Tal die Eiserstraße unmittelbar an Wolfgarten vorbei nach Düren. Und endlich fuhr man auf dem Kohlweg aus dem Kermeter Holzkohle ins Schleidener Tal und Reifenholz zum Mechernicher Bleiberg. So haben neben Lohnschlag auch das Brennen von Holzkohle, die Gewinnung von Eisenstein und der Fuhrlohn guten Nebenerwerb in den aufstrebenden Ort  gebracht.

Damals lebte dort als bedeutender Vertreter des Stammes Wolfgarten Peter Wolfgarten, der von 1769 bis zu seinem Tode 1793 Schöffe des Amtes Heimbach war. Aus seiner Zeit (1772) stammt auch die einzige Urkunde der Gemeinde Wolfgarten, die leider mit der Zerstörung des Rathauses Gemünd 1945 verbrannte.

  

Weiter die Geschichte: In einer urwüchsigen Mischung von Mundart und Hochdeutsch wird in ihr dem Förster Link in Wolfgarten gestattet,                       die Besterey ( den Mist) aus dem Kuhstall auf einem der Gemeinde gehörigen Platz zu lagern, “ so lang die gemein es zufrieden ist“.

Es folgen die Unterschriften der 10 Wolfgartener Haushaltungsvorstände.

Schöffe Peter Wolfgarten hatte von seiner Frau Maria Gertrud Küpper aus Gemünd 4 Kinder:  Josef, der des Vaters Landwirtschaft weiter betrieb, Peter Anton, der früh verzogen ist, Cäcilia, die 1830 in Gemünd wohnt, und Agnes, die nach Ihres Bruders Tod die väterliche Landwirtschaft weiterführte, und als die letzte der Sippe Wolfgarten von dieser Familie in Wolfgarten 1848 verstorben ist, hatte eine fast 400jährige Geschichte ihr Ende gefunden.

Die letzten Wolfgartener in Wolfgarten erlebten die große Krise die im 199.Jh. über das von ihrem Stammvater gegründete Wolfgarten hereinbrach.

 

Die Gründe sind mehrere :

1.     Bergbau und Kohlenbrennen hörten im 19.Jh. auf.

2.     die alten Verkehrswege wurden durch moderne Straßen ersetzt. Die z.T. in erheblicher Entfernung vom Dorf verliefen. Der Vorspann hörte auf.

3.     Die wilde Driesche, etwa 1 Drittel der gesamten Wolfgartener Feldmark, wurden gleich zu Beginn der Preußichen Zeit vom Fiskus eingezogen und mit Kiefern aufgeforstet.

4.     Der Weitgang wurde eingeschränkt und 1867 ganz aufgehoben, was für die Wolfgartener Viehzucht  ( 1857   29 Kühe ) schwerste  Folgen hatte.

 

Andererseits stieg die Zahl der Einwohnerzahl des Dorfes von 1771 – 1850  von 53 auf 150 Einwohner.

Kein Wunder, dass die Wolfgartener immer wieder in ihrer Not zum Holzfrevel schritten und für den Weidegang gesperrte  Parzellen doch zu beweiden. “ Eine beispiellose Unordnung herrscht hier. Hier ist alles mit Strenge, nichts durch Güte auszurichten“ schreibt Oberförster Correz am 6.8.1814 an Kreisforstmeister Kopstadt in Aachen.

Und im Jahre 1858 berichtet Bürgermeister Macco ( Gemünd ) nach dem Tode des Wolfgartener Ortsvorstehers Kruff, dass im Ort keiner mehr dieses Amtes würdig sei. Er schlägt vor, stattdessen Bezirksvorsteher zu ernennen, sie seien wegen der vielen Haudurchsuchungen infolge Wild- und Holzfrevels unentbehrlich.

Immer mehr Land wurde vom Forstfiskus aufgekauft, allein 1879 das alte Weideland des Dorfes im Vlattener Wald in der Größe von 18,5 ha. Das Unglück errechte seinen Höhepunkt, als am 6.April 1882 8 einem Gründonnerstag )11 Häuser, fast die hälfte des Ortes, durch ein Großfeuer eingeäschert wurden. Ach 2 Menschen wurden ein Raub der Flammen.

 Aber trotz allem behauptete sich der tüchtige, fleißige Menschenschlag und  auch  die alte Gründung der Familie Wolfgarten trotz aller Bedrängnisse.

War auch der Name der Gründerfamilie Wolfgarten 1848 erloschen, die heutigen Wolfgartenergehen doch, wenn von den Neusiedlern nach dem letzten Krieg abgesehen wird, irgendwie auf die Familie des Gründers zurück. Man arbeitete hart, sehr hart, aber man feierte, so z.B. die Kirmes, mit ungebrochener Fröhlichkeit. Da zeigen Äußerungen auswärtiger Teilnehmer,

So auch der Unbekannter der am 26.10.1848 im Gemünder Wochenblatt in Erinnerung an schöne Stunden der Wolfgartener Kirmes  ein herzliches  und ein donnerndes Lebewohl ausbringt.

Und auch die Freude am Raufen blieb. Noch heute ist die Erinnerung an die große Rauferei mit den Heimbacher gelegentlich  einer Landwehr- Kontrollversammlung 1845 auf der Höhe bei Wolfgarten nicht vergessen. Man weiß noch, wie die Wolfgartener die viel zahlreicheren Heimbacher hart bedrängten und sie dann in die Flucht schlugen, als die Frauen mit Knüppeln bewaffnet, ihren Männern zu Hilfe eilten.

 Der Sippe Wolfgarten präsentiert sich das Dorf ihrer Ahnen als ein im lebhaftem Aufstieg begriffener Ort, als ein Ort, dessen Männer und Frauen nicht mehr , wie um 1900 fast ausschließlich als Waldarbeiter, sondern in den verschiedenen Zeigen der Industrie und der sonstigen Wirtschaft tätig sind.

 Das verdankt der Ort zu einem beachtlichen Teil dem tüchtigen Lehrer Gillessen, der die  Schule Wolfgarten seit der Gründung 1930  bis 1965 geleitet hat.  Heute ist der Ort  in die Entwicklung der Kurstadt Gemünd  einbezogen.

 

Der Verfasser der Geschichte  Dorf und Sippe Wolfgarten

Wilhelm Günther  Oberstudienrat i.R.

Geb.1892  in Gemünd

Ehrenmitglied der Sippe Wolfgarten

 

Anhang zu den 2 letzten Abschnitten

 

Die Beschreibung des Herrn Wilhelm Günther kann ich für die heutige Zeit für das 21,Jh. Bestätigen.

 

Beim Besuch des Ortes Wolfgarten war ich sehr überrascht. Dieser Ort ist ein Besuch wert, nicht nur das unser Gedenkstein  der Sippe dort  auf einem schönen Platz aufgestellt worden ist, der oder die, die diesen Gedenkstein von Gemünd in diesen schönen Ort Wolfgarten geholt haben , sei auf dieser Stelle einen herzlichen Dank ausgesprochen, sicher auch im Namen der Sippe Wolfgarten.

Gez. Hubert Wolfgarten